Zeitungsausschnitt aus der Westfalenpost vom 31. Mai 1949
Das erste Bauernvogelschießen nach dem zweiten Weltkrieg
Walter Traf ins Schwarze
Neuer Schützenkönig in Breckerfeld / Es ging auch ohne Gewehre
Obwohl aus verständlichen Gründen die Militärregierungen den Schützenvereinen eine Betätigung noch nicht unumschränkt gestatten, durften die Breckerfelder nach zehnjähriger Pause zum ersten Male wieder ihr mehrere Jahrhunderte altes Bauernvogelschießen durchführen. Den Ursprung dieses Brauches führen sie bis in jene Zeit zurück, da die Bürger des Ortes hinter einer Stadtmauer Sicherheit suchten und sich die außerhalb der Mauer wohnenden Bauern zur Verteidigung der Stadt zusammenschlossen. In ruhigeren Zeiten werden sie, um nicht aus der Übung zu kommen, dass Schießen eingeführt haben. Im Laufe der Jahre wurde dann aus der Notwendigkeit ein Brauch, der festlich begangen wurde und das Einerlei des Alltags unterbrach. In diesem Jahr nun verzichteten die Breckerfelder darauf, unter Aufsicht mit gefährlichen Gewehren zu schießen und benutzten eine Armbrust. Der Ort der Handlung war nicht mehr die Stadtmauer, sondern eine große Garage.
Am Samstagmorgen schon trafen sich um 8.00 Uhr die Bauern der Umgebung, angetan mit blauen Kitteln und geschmückte Hülsenstöcke in der Hand. Ein Hauptmann mit einer Fahne aus der Zeit des alten Fritz führte sie durch die geschmückten Straßen zum alten Fähnrich Karl Zimmermann von Brenscheid und von dort aus zum Amt. Nachdem viele Reden hin- und her gegangen waren, gestattete der alte König, Otto Höller, Ehringhausen seinen Mannen eine Bewirtungspause.
Am Nachmittag fand dann beim Gasthaus Wengeberg das eigentliche Schießen statt. Der Eingang zum Schießstand (lies Autogarage) war von fachmännisch kritisierenden Blaukitteln umlagert. Geschossen wurde nicht auf einen Vogel, sondern auf eine Scheibe. Die Erwartungen waren noch gespannt, wenn die Schützen sich zurechtsetzten, um enttäuscht dem nächsten Platz zu machen, wenn sie nur eine 8, 5 oder 2 getroffen hatten.
Den besten Schuss gab schließlich Walter Meinecke, Schaffland ab, der damit König wurde, während Bauer Julius Ferron, Berghausen, die Würde des Fähnrichs errang. In der Festhalle beim Gasthaus spielte am Nachmittag die Kapelle der Hagener Straßenbahn zum Tanz auf.